Nachbearbeitungsverfahren (Post-Processing)
Im Gegensatz zu Konkurrenzverfahren ist bei der additiven Materialextrusion keine Nachbearbeitung der Bauteile nötig. Bei erhöhten Werkstoffanforderungen oder kritischen Maß-, Form- und Lagetoleranzen kann eine Nachbehandlung aber durchaus sinnvoll sein.
Spanabhebende
Nach-
bearbeitung
Eine spanabhebende Nachbearbeitung durch Bohren, Fräsen oder Reiben kann die Maß- oder Formtoleranz eines gedruckten Bauteils verbessern. Dabei ist in der Bauteilkonstruktion ein zusätzliches Werkstoffvolumen für die abtragende Nachbearbeitung zu berücksichtigen. Bauteilkomponenten mit engen Toleranzen bzw. Passungen für eine Spanabhebung müssen gekennzeichnet werden. Die Verbindung von additiver Designfreiheit und subtraktiver Genauigkeit ist ein nachgewiesen wertschöpfender Prozess. In vielen Fällen ist eine Nachbehandlung günstiger und schneller als ein Urformprozess wie das Spritzgießen.
Lackieren
Eine weitere Oberflächenveredelung kann durch das Lackieren bzw. das Schleifen/Fillern als Lackiervorbereitung erreicht werden. So können zum Beispiel Großbauteile, die schnell und mit gröberer Auflösung gedruckt worden sind, mit einem optimalen Oberflächenfinish versehen werden. Zusätzlich kann eine Lackschicht zum Schutz des Werkstückes dienen und die farbliches Designfreiheit erheblich erweitern.
Bild: © WMS Zerspanungstechnik GmbH
Glätten
Glättverfahren basieren meist auf einem chemischen Anlösen der gedruckten Bauteile. Dadurch wird die Oberfläche homogen verfeinert und versiegelt. Die Bauteile erhalten ein mattes oder glänzendes Finish. Unterschiedliche Kunststoffe erfordern unterschiedliche Lösemittel: Aceton ist z. B. populär für ABS/ASA. Damit auch weniger leicht zugängliche Bauteilbereiche geglättet werden können, werden die Lösemittel als Dampf in einer temperierten Kammer aufgebracht.
Tempern
Tempern beschreibt allgemein eine Wärmebehandlung (Warmlagern) von Bauteilen. Das Ziel besteht darin, bauteilinterne Spannungen abzubauen oder das Gefüge zu verbessern. Durch das Einbringen von Wärmeenergie wird in den morphologischen Aufbau des Kunststoffes eingegriffen, wodurch eine Umlagerung der Makromoleküle erreicht wird. Daraus resultiert eine Entspannung im Gefüge oder eine Nachkristallisation bei teilkristallinen Kunststoffen. Spannungsärmere oder kristallisierte Bauteile profitieren durch eine verbesserte Maßhaltigkeit, erhöhte Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit und bessere mechanische Performance.
Bild: © Victrex plc.